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Grappa - vom Abfall zum Kult
Kein Restaurantbesuch beim Lieblingsitaliener ohne den obligatorischen Grappa nach dem Essen. Doch wo kommt er her und was ist seine Geschichte? Wobei eigentlich von ihrer Geschichte gesprochen werden sollte. Die Grappa ist nämlich streng genommen weiblich und leitet sich vom italienischen Wort für Traube ab - "graspo". Doch wie das im deutschen Sprachgebrauch so ist, wurden beide Versionen im Duden aufgenommen und "der Grappa" ist seitdem in aller Munde. Doch ob nun "der" oder "die" - das ehemalige Abfallgetränk aus der Weinherstellung konnte sich mit der Zeit durchsetzen und avancierte nach Einführung schnell zum Kultgetränk.
Der große Streit um die Herkunft
Es ist, wie es eigentlich immer ist, wenn es um die glorreiche Historie eines Getränks oder einer beliebten Speise geht - es wird sich gestritten und jeder möchte das Original für sich beanspruchen. Da sind zum einem die Bauern aus der Burgund-Region in Frankreich, welche behaupten den Italienern das Destillieren beigebracht zu haben. Manche meinen, dass die Araber den Grappa zuerst hergestellt hätten und andere wiederum, dass die Kreuzzüge im 11. Jahrhundert ein Destillat, ähnlich dem Grappa, hervor gebracht hätten. Erwähnt wurde ein Getränk mit dem Namen Grappa jedoch erstmals 1451. Der Handel mit dem Grappa folgte zügig und war nicht nur bei den normalen Bauern, sondern auch beim Klerus, dem mittelalterlichen Bürgerstand der Geistlichen, beliebt. Doch so schnell der Grappa beliebt war, so schnell war er auch wieder ein Abfallprodukt. Mindestens bis zum Start des 20. Jahrhunderts konnte er sich gegen Bier und Wein nicht durchsetzen. Das sollte sich mit dem Ersten Weltkrieg jedoch wieder ändern. Der von Obersten bereitgestellte Grappa nach dem Kampf für die italienischen Truppen sorgte für Stolz und Verbundenheit mit der eigenen Nation. Das Getränk des Italieners war geboren.
Der Billigschnaps wird zum Getränk für Gourmets
Der Grappa muss einen langen Weg hinter sich lassen, um endlich im Glas des Gastes zu landen. Wichtigstes Ausgangsprodukt ist der Trester, so etwas wie der Fond einer guten Soße. Die Pressrückstände aus der Weinherstellung beinhalten noch die Schalen und Kerne, das Geäst sowie die Stiele der Trauben. Verschiedene Siedepunkte sorgen in zwei Brennvorgängen dafür, dass sich Fuselstoffe vom Destillat trennen. Nun muss der Grappa in einem Holzfass rund sechs Monate lagern - mindestens. Experten lagern ihn gerne auch etwas länger, was den Grappa weicher und aromatischer machen soll. Viele verschiedene gesetzliche Regelungen sind bei der Herstellung von Grappa einzuhalten. So muss er mindestens einen Alkoholgehalt von 37,5% vorweisen und darf, wenn er sich denn wirklich Grappa nennen will, nicht außerhalb der schweizerisch-italienischen Metropolregion Tessin gebrannt werden. Grappa bekommt seine goldgelbe Farbe durch das Lagern in Holzfässern. Umso kräftiger der Farbton ist, umso länger durfte er reifen.